Die „World of Bike“ fragt, wir antworten

Wenn man sich in der Motorrad-Branche herumtreibt, dann ist einem höchstwahrscheinlich das Magazin „World of Bike“ ein Begriff. Jeden Monat versorgt das kompetente und sympathische Team die Leser mit interessanten Themen rund um motorisierte Zweiräder.

Wir hatten die Ehre, uns den Fragen der Redaktion zum Thema Marketing zu stellen und wollen euch dieses Interview natürlich nicht vorenthalten.

 

WoB: Isabell und Sebastian, bevor wir einsteigen: Was steckt hinter Eurem Firmennamen?

RaW: Um es kurz zu sagen: Wir Zwei. Zurückzuführen ist das auf einen Song mit ähnlichem Titel, der uns in unserer Kennenlernphase über den Weg gelaufen ist. Der Text hat einfach auf unsere Beziehung zueinander gepasst und er begleitet uns noch heute. Das kann man sich in etwa vorstellen wie Bonnie und Clyde, nur ohne das ganze Chaos, das man mit denen verbindet – „Zwei gegen das schlechte Marketing!“

 

WoB: Marketing ist unbestritten ein weites Feld. Was ist für Euch gutes Marketing, welche Elemente sollte es enthalten, welche Handlungsfelder sollten unbedingt besetzt sein?

RaW: Um gutes Marketing zu erreichen müssen viele Punkte beachtet werden. Hier muss auch von Branche zu Branche unterschieden werden, was es am Ende des Tages wirklich gut macht. Für die Zwei- und Vierradbranche gelten aber vor allem drei Dinge ganz besonders: Emotion, Leidenschaft und Authentizität. Zudem sollte es im Kopf bleiben, „anders“ sein und auch etwas Mut zeigen. Die Handlungsfelder kann man nicht pauschalisieren. Das hängt zu stark vom einzelnen Projekt, dem Kunden und dem festgelegten Ziel ab. Hier ist es wichtig einen möglichst perfekten Mix aus den unterschiedlichsten Medien herauszuarbeiten und diese miteinander zu kombinieren, um ein stimmiges Gesamtes zu erhalten. Ein Appell, den man hier immer anbringen sollte: Bitte konzentriert euch nicht nur auf den Bereich Online, auch wenn es immer wieder propagiert wird, dass dies der Schlüssel zu allem in der Werbung ist. Das ist schlichtweg gelogen und unseriös.

 

WoB: In Sachen Marketing gibt der Motorrad-Fachhandel hierzulande nach unserer Beobachtung ein sehr uneinheitliches Bild ab. So manche Händler sind sehr aktiv in Sachen Eigendarstellung und Vermarktung ihrer Produkte, andere beschränken sich auf das Aufsperren ihres Ladens. Könnt Ihr Euch diese Passivität erklären? Und wie könnte man – respektive: könntet ihr – Abhilfe schaffen? Was ist Euer Kernargument pro Marketing?

RaW: Aufgrund unseres Wissens im Marketing und dem Wissen um den Nutzen können wir es nur schwer nachvollziehen. Gehen wir emphatisch an die Frage heran, können wir verstehen, dass der Kostenfaktor für den ein oder anderen sicherlich eine Rolle spielt. Verbunden damit, als Laie das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen schwerer identifizieren zu können, ist diese Zurückhaltung erklärbarer. Marketing darf nicht kurzfristig betrachtet werden, sondern es stellt einen Prozess über einen längerfristigen, dauerhaften Zeitraum dar. Das macht es teilweise für Viele nochmals schwerer greifbar. Abhilfe kann man hier schaffen, wenn man Kunden detailliert mit in das Thema einbezieht, es ihnen verständlich und auf Augenhöhe erklärt, ohne ständig mit Fachbegriffen zu jonglieren, die man als Außenstehender eh nicht versteht, nur um „professionell“ zu wirken. Eine ehrliche Kommunikation, die die Vorteile auch anhand von Beispielen greifbar macht. Wir möchten niemanden dazu zwingen, etwas zu tun, das er partout nicht will! Aber mit auf den Weg geben: „Es macht einfach Sinn!“ Und richtig angewendet bringt es natürlich deutlich mehr ein, als es kostet!“ Oder frei nach Henry Ford: „Wer nicht wirbt, der stirbt!“. Betrachtet man Marketing getriebene Unternehmen zeigen diese, dass es mit einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens ist.

 

WoB: Was sind die Besonderheiten im Marketing des Zweirad-Fachhandels? Wo lauert eventuell Ungemach? Und wo winken Chancen?

RaW: Der Transport der Emotion! Kaum einer kauft ein Motorrad aufgrund einer rationalen Entscheidung, sondern weil man einfach Bock darauf hat. Weil die Leidenschaft, die Gefühle, das Herz und der Bauch einem mitteilen, dass man es einfach tun muss. Daher lauert Ungemach darin, dass das Marketing diese wichtigen Elemente nicht enthält und somit nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Auf der anderen Seite ist das eine große Chance für ein sehr gutes Marketing. Dieser Umstand sorgt dafür, dass man noch kreativer sein kann und man sich nicht nur mit Fakten befassen muss, man noch mehr Möglichkeiten geboten bekommt und man sich immer wieder aufs Neue von der Masse abheben kann.

 

WoB: Euer Appell an die Branche?

RaW: Traut euch anders zu sein, nur so stecht ihr aus der Masse heraus und eure Kunden nehmen euch wahr. Schlagt auch einmal neue Wege ein und folgt nicht nur den schon vorhandenen Pfaden. Denkt an die Emotion, die Leidenschaft und die Authentizität, die ihr selbst ja auch jeden Tag lebt und die euch antreibt. Plant euer Marketing und lauft nicht einfach drauf los. Setzt auf Qualität, statt Quantität, vergesst die Kontinuität dabei aber nicht. Diese Liste kann man noch unendlich weiterführen! Das würde aber den Rahmen sprengen.

 

 

Wir danken der „World of Bike“ für die Zeit und das Interesse an einem Interview mit uns!

 

 

Riskieren anders zu sein

Vor ein paar Wochen waren wir auf der Fachtagung der Bike und Business in Würzburg, neben einem Stand, auch mit einem Vortrag zum Thema Marketing vertreten.
Zu jedem der, an dem Tag, gehaltenen Vorträge gibt es nun auch eine redaktionelle Zusammenfassung.
Wir müssen sagen, die 20 Minuten werden in den Zeilen auf den Punkt wiedergegeben!

Vielen Dank an Selina Pellner, für die damit verbundene Arbeit!

 

 

Emotionen wecken, Kundenerwartungen übertreffen und aus der Masse stechen. Darum geht es im Marketing. Den Begriff kennt heute jeder. Bei der Umsetzung kommt es meist dennoch zu vermeidbaren Fehlern, weiß Isabell Bolligs von Rabbit and Wolf.

 

Der Motorradhändler Michael steht in der lichtdurchfluteten Verkaufshalle seines neuen Harley-Shops. Der ledrige Geruch der Motorradsitze steigt ihm in die Nase. Beim Anblick des Schriftzugs „Michas Harleys“ über der gläsernen Eingangstür bekommt er Gänsehaut. Michael ist sich sicher: Das wird sein Jahr! Im Januar kündigte er seinen langjährigen Job in einer Kfz-Werkstatt, um sich selbstständig zu machen. Der Biker hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Durch seine Erfahrungen in der Werkstatt weiß er, dass Kunden nicht von allein kommen. Deshalb hat er sich ein Budget für Marketing-Maßnahmen zusammengespart – trotzdem bleibt der Erfolg aus.

Michael fühlt sich gut vorbereitet. Man sagte ihm, dass im digitalen Zeitalter nichts mehr ohne soziale Medien geht, weshalb er bereits einen Workshop zum Thema Social Media Marketing besuchte. Noch vor Eröffnung seines Motorradladens erstellte er hochmotiviert einen Facebook- und Instagram-Account. Bestimmt findet er im Betrieb ab und an Zeit, Bilder und Videos hochzuladen, denkt er sich. Auf dem Workshop lernte Michael, dass heutzutage wirklich jeder in Social Media vertreten ist. Eine Chance aber auch sehr viel Druck. Warum er die Social-Media-Kanäle braucht, weiß er trotzdem nicht so genau. Wenn es alle machen, wird es schon richtig sein. Seine Bilder werden sicherlich ein paar Kunden gefallen.

Isabell Bolligs ist Gesellschafterin von Rabbit and Wolf, eine auf Motorräder spezialisierte Marketing- und Consultingagentur. Sie gehört selbst zur Biker-Szene. Die Motorradfahrerin mit den granatapfelroten Haaren und dem bunten Halstattoo erklärt: „Eine gute Mediaplanung ist das A & O für erfolgreiches Marketing“. Dabei sind vier Eigenschaften unentbehrlich: Kontinuität, Konsistenz, Konsequenz und Kompetenz. Medienkanäle müssen also regelmäßig und gleichwertig mit Inhalten versorgt werden. Nur so hinterlässt man bei der Zielgruppe einen kompetenten Eindruck. Ebenso wichtig ist es, seine Zielgruppe zu überraschen, emotional zu packen und ihre Erwartungen zu übertreffen. Es reicht nicht aus, seine Zielgruppe nur zufrieden zu stellen. Die Grundlage hierfür ist es, die Zielgruppe zu kennen und zu wissen, wie sie erreicht werden kann. Die Auswahl der richtigen Medien spielt dabei eine besondere Rolle. Durch die stetig wachsende Medienlandschaft ist es immer wichtiger, passende Medienkanäle zu finden, zu analysieren und erfolgreich zu verwenden. Durch den andauernden Online-Trend wird „Print“ oft vergessen, betont Sebastian Bolligs, ebenfalls Gesellschafter von Rabbit and Wolf. Und das hat verheerende Folgen: Die eigentliche Zielgruppe wird online nicht erreicht.

Auch Michael erreicht seine Harley-Liebhaber nicht vorrangig über soziale Medien.

Von seinem Freund Bernd bekommt Michael den Tipp, eine Werbeanzeige in der lokalen Tageszeitung zu schalten. Michael befolgt seinen Rat – einen Werbetext hat er bislang jedoch noch nie geschrieben. Formell schreibt er: „Über Ihren Besuch würde ich mich sehr freuen“, um seriös zu wirken. In der nächsten Ausgabe der Tageszeitung findet er stolz sein einspaltiges, sechszeiliges Werk neben 20 weiteren Werbeanzeigen wieder – alle schwarzweiß und im ähnlichen Format.

Gutes Marketing bedeutet, aus der Masse hervorzustechen

Das eigene Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten hält Marcus Hillenbrand, Teamleiter des Vertriebsaußendiensts und Händlermanagements von Kawasaki Motors Europe, für die größte Herausforderung im Marketing. Die Tonalität muss sich von den Mitbewerbern abheben und gleichzeitig auf Augenhöhe mit der Zielgruppe sein. Laut Isabell Bolligs ist es deshalb umso wichtiger, neben seiner Zielgruppe, potentielle Mitbewerber zu kennen. Außerdem ist einer erfolgreichen Mediaplanung die Definition von Werbezielen vorausgesetzt. Soll das Marketing zur Imagebildung, Neukundenakquise oder Kundenbindung dienen?

Michael wird langsam unsicher. Auf seinen Social-Media-Kanälen hat er schon ein-, zweimal Bilder veröffentlicht, aber besonderen Anklang finden diese nicht. Er fragt sich, ob er sein Budget für einen teuren Werbefilm ausgeben sollte. Sein Erspartes wäre zwar dahin, jedoch würde er sich von anderen Motorradhändlern in der Nähe abheben. Auch seine Zielgruppe würde er besser erreichen. Wenn der Werbespot gut ist, würde er als Maßnahme für die nächste Zeit bestimmt ausreichen – oder?

„Schlechtes Marketing heißt pures Geld verbrennen“, vergleicht Isabell Bolligs. Es ist wichtig darauf zu achten, das Geld effizient einzusetzen. Um die Kontinuität und Konsistenz zu wahren, ist es sinnvoller, sein Budget für einen längeren Zeitraum und kleinere Maßnahmen, als einmal für eine große Werbemaßnahme einzuplanen. Relevante Werbeträger werden mittels Analysen bestimmt. Dabei ist es eine große Herausforderung „die Balance zu finden zwischen Digital und Print“, sagt Thomas Timmen, Außendienstmitarbeiter der MSA Weiden. Auf die Suche nach passenden Werbeträgern folgt das Einholen von Angeboten für Werbeplätze. Auch an dieser Stelle empfiehlt Bolligs langfristig zu planen. Die Verhandlungsbasis bei langfristiger Planung sei oft günstiger. Trotzdem sollte ein zeitlicher Rahmen gesetzt und zudem überlegt werden, wie lange eine Maßnahme sinnvoll ist. Außerdem ist es wichtig, den Erfolg einer Maßnahme durch bestimmte Kennzahlen zu kontrollieren. Nur so kann eine Marketing-Strategie immer wieder optimiert werden.

Eine erfolgreiche Mediaplanung bedeutet, weniger Werbeetat zu benötigen – etwa durch weniger Streuverluste bei Werbemaßnahmen. Darüber hinaus spart eine vorausgehende Mediaplanung Zeit bei der Umsetzung dieser Maßnahmen. Bei der Erstellung eines Mediaplans bleibt dennoch zu beachten: „Mediaplanung kann man nicht übers Knie brechen. Freiraum für Kreativität muss sein“, so Sebastian Bolligs.

Michael wird zukünftig einen Marketing-Dienstleister mit seiner Mediaplanung beauftragen. Er möchte sein Erspartes lieber in die Hände von Experten geben, anstatt weiter sein Erspartes zu verbrennen. Er weiß jetzt, dass hinter einer guten Mediaplanung mehr steckt, als er dachte. Instagram, Facebook und Co. sind eben keine Allheilmittel.

Vier Fragen – Vier Antworten

Auf der Fachtagung der Bike und Business ist neben unserem Vortrag auch ein kurzes Webcast-Interview entstanden.

Wir sind der Meinung, dass die Fragen der Redaktion super gewählt wurden, da diese die größte „Problematik“ im Marketing widerspiegeln!

Wer sich nun denkt, „Ach, super! Da bekomme ich endlich einmal das Geheimrezept für meine Werbung…“, den müssen wir leider enttäuschen.
Der Grund dafür ist aber ganz einfach:
Es gibt einfach kein allgemein gültiges Rezept, welches für jedes Unternehmen und für jedes verfolgte Ziel funktioniert – und das wird es wohl auch niemals geben!

PS: Besonders stolz sind wir darauf, dass das Video nach ca. fünf Minuten bereits einen Daumen nach unten und einen negativen Kommentar bekommen hat!