Unveröffentlichte Fotos 2021

Kunde:
Nicht veröffentlichte Fotos und unsortierte Auswahl aus dem Jahr 2021.

Aufgabenstellung:
Fotos, die bei Projekten entstanden, aber nicht genutzt wurden.

Unsere Leistungen:
Umsetzung / Bildbearbeitung

 

 

BMW R nineT – Ein Testbericht

Kunde:
Eigenproduktion für Rabbit and Wolf

Aufgabenstellung:
Verfassen und Aufbereitung eines Testberichtes für die BMW R nineT

Unsere Leistungen:
Recherche / Texterstellung / Fotografie / Bildbearbeitung

 

Wie alles begann 

Es war das Jahr 2019, als der östrogene Teil von Rabbit and Wolf sich bei ihrem damaligen Arbeitgeber spontan eine BMW R nineT ausgeliehen hat. Einfach mal so. Zum Ausprobieren.
Was dann passiert ist, kennt sicherlich jeder Motorradfahrer aus eigener Erfahrung. Man setzt sich auf einen Bock und hat sofort das Gefühl: „Oh ja, das ist genau mein Bike!“. Oder im Umkehrschluss: „Ne, ist zwar schön anzusehen, aber wir passen einfach nicht zusammen!“. Eigentlich wie in anderen Lebensbereichen auch. Optisch super, aber nach dem ersten Ritt doch nicht überzeugend.

Nachdem dann eine brandneue R nineT, in unserem Wohnzimmer, auf den Beginn der neuen Saison wartete, ist vermutlich klar, welche Emotion die Probefahrt auslöste.

Tja, und wenn da etwas mit zwei Rädern auf einmal vor mir steht und ich den Schlüssel in der Hand habe, da kann ich dann ja auch nicht anders, und muss das Ding mal fahren.

Welche Eindrücke die Bayerin bei mir hinterlassen hat, das erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

Aber zuerst noch eine kurze Anmerkung:
Wann hat BMW dieses Modell das erste Mal auf den Markt gebracht? Was hat sich zum Vorgängermodell verändert? Wie ist sie im Vergleich zu anderen Mopeds dieser Kategorie?
Ganz ehrlich – die Daten und Fakten wissen die meisten doch eh schon, wenn sie sich für diese Gattung an Motorrad interessieren. Und Vergleiche sind aus meiner Sicht meist eh nur Worte ohne viel Mehrwert. Es geht um dieses eine Bike. Seine Vor- und Nachteile. Nicht darum, was andere Hersteller besser, schlechter oder anders machen.
Am Ende sind für den Kauf einer Mopete doch nicht die Fakten ausschlaggebend, sondern dass Zweirad und Fahrer perfekt zusammenpassen und sie sich „verstehen“.

 

 

Der erste Eindruck

 … ist entscheidend! Oder manchmal auch nicht…
Schon bei der Markteinführung war ich nicht ganz überzeugt. Und dieser Eindruck ist bis Ende des vergangenen Jahres immer geblieben. Aber eigentlich nur wegen einem Detail: Der Boxer. Nicht wegen dem Sound oder der Charakteristik. Sondern einfach wegen der Optik. Für mich sollten die ganzen „Heritage“- Bikes, Cafe Racer, Scrambler und was es mittlerweile noch alles für Nischenbezeichnungen gibt, eine schlanke Linie haben. Warum? Keine Ahnung… So war es einfach immer in meinem Kopf. Aber mittlerweile ist es mit der nineT wie bei einem guten Album: Je öfter man die Songs hört, desto besser werden sie. Und nachdem die BMW ja jetzt zur Familie gehört, sehe ich sie relativ häufig. Und ich muss sagen, mit jedem Tag mag ich ihr Äußeres immer mehr. Sei es nun die Einarmschwinge inkl. Speichenrad (unglaublich sexy!), das schlanke Heck (mmmmhhhhhh!) oder der, für diese Motorradart, recht große Tank (wunderschön!).
Alles ist schön clean, aufgeräumt und passt zusammen. Da scheint sich jemand tatsächlich Gedanken gemacht zu haben, dass sich kein Detail in den Vordergrund drängt und damit den Gesamteindruck stört. Purismus pur! So, wie es für so ein Motorrad sein sollte.

Ok, natürlich gibt es auch was zu meckern. Der Kennzeichenhalter ist, wie bei jedem Bike im Auslieferungszustand, einfach zu ausladend und wirkt billig. So auch die Sitzbank. Der Bezug sieht aus, wie eine schmierige Einkaufstasche aus Recyclingmaterial. Ja, das ist Jammern auf hohem Niveau und kann sehr einfach und schnell angepasst werden. Aber nur in den Himmel loben wäre unrealistisch.

Da wären wir auch schon beim Thema Individualisierbarkeit. Schwieriges Thema. Nicht, weil die Basis schlecht ist, oder weil man keine anständigen Teile bekommt. Ganz im Gegenteil. Die Baiuwarin ist dafür absolut großartig geeignet. Und es gibt Teile noch und nöcher. Und das ist das Problem! Für was soll man sich entscheiden?! Eigentlich könnte man sich gleich fünf R nineTs kaufen und man hätte immer noch Zubehörteile im Kopf, die man gerne kaufen und verbauen würde.

Klar, es gibt auch Mopedfahrer, die für ein individualisiertes Bike nicht gleich so tief in die Tasche greifen wollen, dass sie ihre Schwiegermutter verpfänden müssen. Und auch dazu eignet sie sich hervorragend. Es muss nicht viel gemacht werden und schwupps – „neues“ Bike. Schaut euch im Netz nur mal R nineTs an, bei denen einfach nur alle Aluteile geschwärzt wurden. Sieht gleich nach einem Bike aus, das auch Batman in seiner Garage parken würde.

 

 

Das Herzstück

Eine Wucht! Hat jemand mit einer anderen Einschätzung gerechnet? Wäre etwas verwunderlich, wenn BMW ihre Kernkompetenz des Motorenbaus nicht beherrschen würde. Was war nochmal die Bedeutung der Abkürzung „BMW“?

Für die heutige Zeit klingen 110 PS vielleicht nicht nach viel. PS lassen eh „nur“ die Nadel auf dem Tacho noch weiter im Uhrzeigersinn wandern. Für die Rennstrecke sinnig. Da wird man sie aber wohl eher nicht hin entführen. Auf der Landstraße stehen das Drehmoment und der Hubraum viel eher im Fokus. Auch hier kann man jetzt mit Zahlen, wie 116 Nm und 1170 ccm, herumwirbeln. Und was sagt uns das? Wenn man nicht auch noch die Übersetzung, das Gewicht, etc. mit einbezieht, rein gar nix.

Was aber interessant ist, was diese Zahlen im Bauch und Gesicht des Fahrers auslösen.
Die Antwort: Kribbeln und Grinsen! Auch aus dem unteren Drehzahlbereich schiebt sie sich und ihren Reiter aus jeder Ecke kraftvoll raus und sorgt für Lachfalten. Langsamen Rentner im Fiat Punto vor dir und keinen Bock vor dem Überholen runter zu schalten? Kein Problem. Einfach Gashahn auf und das Ding zerrt einem die Arme in die Länge. Ein ungutes Gefühl, diese Kraft nicht mehr im Griff zu haben, tritt aber nie auf. Kein abrupter Punch, der einem bei einer gewissen Drehzahl, so eine Nackenschelle verpasst, dass man gleich seinen Orthopäden aufsuchen muss. Die einen würden es als emotionslos beschreiben. Und genau die macht man, dank dieser Charakteristik, an einem Bergpass nass. Und allein das seitliche Schaukeln des gesamten Bikes beim Starten, Gas geben im Stand und beim Abschalten des Motors sind pure Emotion. Diese seitlichen Kräfte können, wenn man das Bike gerade erst kennen lernt, für einen kurzen „Schreck“ sorgen. Nämlich, wenn man in der Kurve in Schräglage einen Schaltvorgang durchführt. Durch die Unterbrechung des Kraftschlusses „zuckt“ die Dame kurz. Dies sorgt, einen Bruchteil einer Sekunde, für ein Gefühl, sie würde leicht aus der Spur geraten. Tut sie aber nicht.

Irgendwo müssen die Überschüsse dieser kraftvollen Verbrennungsvorgänge am Ende ihren Weg in die Freiheit finden. In diesem Fall führt dieser durch einen Topf von Akrapovic, den der nette BMW-Mitarbeiter direkt zur Auslieferung montiert. Und ich muss sagen – schön! Wirklich schön! Dem einzigartigen Boxer-Sound wird damit bestens gehuldigt, ohne die momentanen Diskussionen um Lärmbelästigung durch Motorräder noch weiter anzuheizen. Und optisch auch vollkommen in Ordnung. Wem der Sound, oder das Erscheinungsbild des slowenischen Topfes nicht zusagen, keine Sorge, es gibt auch in diesem Zubehörsortiment eine Auswahl, die kaum Grenzen kennt. Von einem Topf, über zwei Töpfe, Klappenanlage, oder auch nach oben verlegt. Hier bleiben keine Wünsche offen!

 

 

Sie fährt, schaltet und bremst

Und das „überraschend“ großartig. Dass sie sich fährt, wie ein Sack Nüsse, damit rechnet niemand. Aber dass man bei einem „Heritage“ – Bike das Gefühl hat, ein Naked-Bike zu pilotieren, das hat mich persönlich schon positiv überrascht. Die Upside-Down Telegabel und das Zentralfederbein sind nicht zu hart und nicht zu weich. Alle Unebenheiten werden einfach glatt gebügelt und auch in holprigen Kurven fährt sie wie auf Schienen. Besonders beeindruckt mich persönlich die Agilität, die man ihr optisch in der Art gar nicht zutrauen würde. Egal, ob man es ganz gemütlich angehen lässt, oder ihr auch mal die Sporen gibt. Sie fällt so spielerisch in die Kurven, dass man wahrscheinlich einen Schimpansen drauf setzen kann und der klebt am Pass dem Sportler vor ihm unaufhörlich am Heck. In Verbindung mit der Spurtreue fühlt es sich federleicht und sicher an. Nicht, wie wenn man mal lieber schon sein Testament geschrieben hätte. Und das bei einem Fahrwerk mit aktueller Werkseinstellung!

Ohne Getriebe auch keine Bewegung… Dieses schaltet butterweich, die Gänge bleiben da, wo sie sollen und nichts hakt oder kracht. Sogar den Leerlauf bekommt man eigentlich immer auf den ersten Versuch rein und man landet nicht gefühlte 100 Mal wieder im zweiten und dann wieder im ersten Gang. Nur manchmal will der Erste nicht immer sofort rein. Kurz die Kupplung loslassen, wieder ziehen und schon geht es in der Regel. Trotzdem schafft man es mit diesem Manko, sich an der Ampel kurzfristig beim Hintermann, der es in solchen Momenten ja immer eilig hat, unbeliebt zu machen.

Irgendwann muss der Schwung mal ausgebremst werden. Mit der Doppelscheibenbremse mit 4-Kolben-Festsattel vorne und der Einscheibenbremse inkl. Doppel-Kolben-Schwimmsattel hinten, kein Problem. Sehr gut zu dosieren. Vorne, wie hinten. Nicht zu weich, so dass man einen Krampf in Fingern und Zehen bekommt, weil man zu sehr reingrapschen muss, aber auch nicht zu giftig, dass man beim Einparken vor dem Café einen unfreiwilligen Stoppie zum Besten gibt.

 

 

Wie es sich anfühlt

Gut, wirklich richtig gut! Egal, ob man knapp unter 170 cm (durch Erzählung bestätigt) oder 187 cm groß ist. Der Kniewinkel ist bei jeglicher Art der Fortbewegung, ob entspannt oder sportlich, sehr angenehm. Auch nach längeren Strecken hat man nicht das Gefühl, dass man seine Knie nie wieder zu 100% ausstrecken könne. Kleine Personen kommen, dank der schmalen Sitzbank, ebenfalls problemlos mit beiden Füßen sauber auf den Boden und eine große Person wirkt nicht, wie auf dem Porzellanthron. Die Lenkerposition ist, wenn sich der Mechaniker genau an die Positionsmarkierungen hält, für meinen Geschmack etwas zu niedrig. Das wirkt sich auch etwas negativ auf die Agilität aus. Wenn man den Lenker aber ein paar Grad nach vorne dreht und die Armaturen an die neue Einstellung anpasst, hat man nach 15 Minuten mehrere „Probleme“ auf einen Schlag gelöst. Die Sitzposition wird etwas sportlicher, ohne dabei zu sehr nach vorne geneigt zu sitzen, und die R nineT fühlt sich gleich noch handlicher an. Vor allem bei langsamem Tempo. Ist ja kein Geheimnis, was breite, und eher nach vorne geneigte, Lenker bewirken.

Die Instrumente sind bei jedem Lichteinfall problemlos abzulesen. Analoger Technik sei Dank. Die digitalen Elemente fügen sich gut in das Gesamtbild ein und informieren über alle notwendigen Details. Ok, nachdem dieses Zweirad ja nicht mit allzu viel Schnickschnack auskommt, braucht man auch kein halbes Rechenzentrum im Cockpit. Und keinen VHS-Kurs, um überhaupt erstmal losfahren zu können.

Der kleine Wermutstropfen: Das Zündschloss ist direkt vor dem Tank montiert. Hat man neben dem Zündschlüssel noch einen weiteren, oder auch einen Anhänger, dann dengelt es während der Fahrt immer gegen den Lack und verkratzt diesen. Hier sollte man etwas aufpassen. Da man jedoch einen zweiten Schlüssel benötigt, um die Sitzbank entriegeln zu können, und man diesen wohl eher nicht gesondert mitnimmt, schmirgelt auf jeden Fall etwas. Und wenn es nur der Ring ist. Da bringt es auch nicht viel, dass der Schlüssel vom Sitz mit Gummi umschlossen ist.

Der große Wermutstropfen: Die Sitzbank. Keine Ahnung, ob das nur mir so geht. Aber es wird nach recht kurzer Zeit etwas „unkomfortabel“. Männer werden es kennen, wenn es langsam immer wohlig wärmer zwischen den Arschbacken wird, bis dann irgendwann die komplette Taubheit einsetzt. Und bei diesem Sitz nicht erst nach acht Stunden und 450 Kilometern, sondern schon nach einer Stunde. Ein Umstand, bei dem ich mich noch um eine Lösung kümmern muss. Wie der Soziussitz ist? Das werde ich wohl nie erfahren, da ich niemals hinten Platz nehme – Angst sei Dank. Laut meiner Frau, die einmal für ca. 30 Kilometer in den „Genuss“ kam, eher suboptimal.

 

 

Schlussfolgerung

Was lernt man daraus? Man erwischt sich selbst einfach immer wieder dabei, wie man sich vorab seine Meinung bildet, ohne alle Hintergründe zu kennen. Aber es geht ja um das Bike…

Ich bin selten ein Motorrad gefahren, von dem ich schon nach den ersten Kilometern so angetan war. Ein absolut gelungenes Gesamtkonzept, welches in seinem Einsatzbereich auf ganzer Linie überzeugt. Die kleinen Kritikpunkte fallen dabei kaum ins Gewicht. Zumal sie schnell und günstig aus der Welt geschafft werden können. Zwar ruft BMW in der Basis stolze 15.450€ auf, aber dabei sollte man eines beachten: Das Motorrad ist ab Werk schon wirklich schick und die Performance ist tadellos. Entscheidet man sich für ein Zweirad, welches vielleicht ein paar Euro günstiger ist, dann sollte man dabei aber bedenken, dass man mit ziemlicher Sicherheit mehr investieren muss, um auf das gleiche Level zu kommen. Und dann steht unter dem Strich die gleiche Zahl. Mal komplett abgesehen vom Werterhalt einer gepflegten Maschine aus München.

Hot Air Ballon

Kunde:
Eigenproduktion für Rabbit and Wolf

Aufgabenstellung:
Konzeption und Design eines neuen Heißluftballons

Unsere Leistungen:
Design / Projektmanagement

 

Rabbit and Wolf meets Portugal

Wenn du die Wahl hast, die ruhige Zeit, die nie eine ruhige Zeit ist, im tristen Deutschland zu verbringen, oder bei rund 20 Grad am Atlantik deinen Hintern auf Motorräder schwingen kannst, für was würdest du dich entscheiden?

Wir haben uns dazu entschieden zu flüchten und haben uns nach Weihnachten auf den 2700 Kilometer langen Weg an die Algarve gemacht. Aber Rabbit and Wolf wäre nicht Rabbit and Wolf, wenn wir da zum Biersaufen, Schlafen und Rumlungern hingefahren wären. Der Plan war ein anderer: Mopete- und Endurofahren standen auf dem Plan. Ok, ein Bier haben wir uns auch mal gegönnt und auch am Strand sind wir mal gelegen. Aber nicht lange – wirklich nicht!

Aber von vorne…

Nach der Abholung des Spießerkombis bei einer namhaften Autovermietung begann der 25 Std. lange Ritt gen Südwesten, reine Fahrzeit versteht sich. Warum ne Mietkarre? Ganz ehrlich, unsere Autos sind uns einfach zu schade innerhalb von 10 Tagen, allein für den Hin- und Rückweg, knapp über 5000 Kilometer drauf zu eiern. Warum nicht fliegen? Weil wir unser Feelgood-Management mit dabei hatten – Betriebsausflug eben. Und die Vierbeiner wissen den Komfort im Gepäckraum eines Airbus dann doch nicht so sehr zu schätzen. Auch, wenn man die meiste Zeit auf der Autobahn verbringt, auf einer Tour durch sechs Länder bekommt man so schöne Eindrücke und Momente, die einem in einem 45 Zentimeter breiten Sitz, zwischen einem kreischenden Kind und einem schwitzenden Touristen, einfach verwehrt bleiben. Roadtrip-Feeling macht einfach Laune!

Nach zwei Tagen auf der Straße und einer Nacht in Frankreich sind wir dann auch schon in Vale da Telha angekommen. Einem traumhaft schönen Ort direkt am Meer. Also erstmal die paar Meter zu den Klippen gelatscht und den Blick genießen.

Der kommende Tag stand dann erstmal unter dem Motto „Ankommen und den wunden Arsch schonen“ (durchs Sitzen im Auto, nicht das, was du wieder denkst…).

Dann wurde aus der Ruhe aber endlich wieder etwas Action. Die Kurven der leergefegten Landstraßen wollten wir ja eh erkunden. Dass wir dann aber zufällig beim Besuch bei Colin von Enduro Portugal davon erfahren haben, dass sie jetzt auch 690er Dukes rumstehen haben, war ein absoluter Glücksfall. Eigentlich waren wir „nur“ für die Vorbesprechung der anstehenden Endurotour bei ihm in der Lodge. Aber so haben wir nicht nur die Chance auf brandneue Bikes bekommen, sondern auch gleich einen granatenmäßigen Tourentipp.

Also am nächsten Morgen direkt mal die 2 Kilometer runter nach Arrifana und in der Living Lodge Mopete holen, Helm auf die Birne und ab auf die Landstraße. Wir haben den 31. Dezember und dezente 19 Grad. Da kann doch schon mal nix schief gehen. Die erste Überraschung folgt nach dem Warmfahren. Die Karre geht erstaunlich gut vorwärts! Nach dem Ortsausgang warten schon die ersten Kurven. Und so soll es weiter gehen. Über Aljezur geht es weiter hoch in die Berge. Der Asphalt hat ein Gripniveau, dass man sonst fast nur von der Rennstrecke kennt. Quält den Reifen zwar mehr, aber dann hätte er eben kein Reifen werden sollen. Augen auf bei der Berufswahl…

Verkehr? Fehlanzeige! Also wirklich Fehlanzeige. Innerhalb der nächsten Stunde vielleicht zwei Autos, die einem entgegenkommen und zwei überholt. Dafür eine Kurve an der anderen. Von langgezogen zügig zu fahrenden bis hin zu Spitzkehren, die man im ersten Gang nehmen muss. Durch kleine landestypische Ortschaften geht es weiter auf den Serra de Monchique, der höchste Gipfel an der Algarve. Hier kann man gar nicht anders, als eine Pause einzulegen und den atemberaubenden Blick zu genießen. Es erwarten einen ein freier Blick über die Täler bis raus auf den Atlantik. Davon kann man nicht genug bekommen. Zum Glück ist zu dieser Jahreszeit auch so gut wie nix los und man wird nicht von dutzenden Reisegruppen niedergetrampelt.

Aber es warten ja noch mehr Kurven. Also rauf auf den Bock und die Serpentinen runter nach Monchique genießen. Von da aus geht es zurück nach Marmelete und rechts weg ins Hinterland. Die Hinfahrt war schon kurvig und ohne Verkehr. Aber was ist das denn? Da kann man sich das kindliche Lachen nicht mehr verkneifen. Mehr Kehren kann man in einen Kilometer echt nicht mehr reinpacken. Die nächste Stunde geht es durch eine wunderschöne Landschaft und durch eine andere Welt. Kein einziges Auto, kein einziger Mensch. Nur von einer Schräglage in die andere, bis einem schwindelig wird. Mehr geht nicht! Hier fühlt sich die Duke wirklich wohl. Mehr Leistung braucht man hier wirklich nicht. Das fahrradähnliche Handling, gepaart mit dem drehmomentstarken Einzylinder gehören genau hier hin. Da spannt dir einfach die Fresse, vor lauter Grinsen. Über S.Teotónio und Aljezur geht es als Abschluss noch an den Praia da Bordeira auf ein kleines Bierchen am Meer, die Eindrücke verarbeiten und den Sand unter den Füßen genießen.

Einen Tag später steht der 01. Januar auf dem Display des Mobiltelefons. Also ab an den Strand und die Ruhe genießen. Auch die Hunde sollen doch mal was von ihrem Urlaub haben und den menschenleeren Strand umgraben. Und mit menschenleer meinen wir menschenleer. Wir sind tatsächlich die einzigen. Könnte an der Jahreszeit liegen, aber auch daran, dass man sich erst einmal einen Weg von der 40 Meter hohe Klippe runter suchen muss. Aber die Suche und der umständliche Weg lohnen sich.

2. Januar 2020, Termin mit Enduro Portugal in Arrifana. Auf uns warten neben Colin und Jochen auch picobello gewaschene 450er KTMs. Wer mit den Jungs Runden durch den Dreck drehen möchte und keine eigene Ausrüstung im Handgepäck hat, der bekommt auch saubere Klamotten und Protektoren, die, wie die Mopeten, tip top in Schuss sind. Man muss sich also keine Gedanken machen, dass man danach mit peinlichem Ausschlag einen Besuch beim Dermatologen vor sich hat.

Nachdem wir uns in unseren feinen Zwirn geschmissen haben und auf dem Hobel sitzen geht es los. Ab ins Unterholz. Insgesamt zu fünft (inkl. der beiden Guides) sind wir fahrerisch vom Fahrkönnen im Gelände etwas gemischt. Aber keiner muss sich Sorgen machen, dass einer zu kurz kommt, oder aber überfordert wird. Erstens hat Portugal zum Endurofahren ein Angebot von Sightseeing bis hin zu masochistischer Hardenduro-Selbstvernichtung, zweitens kennen Colin und Jochen die Strecken wie ihre Westentasche, drittens wird auf jeden so viel Rücksicht genommen, dass keiner über seinen Grenzen fahren muss. Wer Bock hat kommt ins Schwitzen, wer es ruhiger angehen lassen will, der hat immer wieder die Chance die Landschaft zu genießen und Wetten abzuschließen, ob sich die anderen auf die Fresse legen. Oder man legt sich in den Dreck, wenn keiner hinsieht. Eine Variante, die wir bevorzugen.

Aber auch, wenn man es krachen lassen will, den leckeren Kaffee und das reichhaltige Mittagessen lässt sich keiner entgehen. Allein schon die Umgebung in den kleinen Ortschaften entführt einen in eine andere Welt. Es erinnert einen irgendwie an einen Film oder ein Videospiel.

Nach dem Mittagessen erwartet uns ein besonderes Highlight – ein Teilstück der SIXDAYS Portugal 2019. Fahrerisch gar nicht so einfach, merkt man hier erstmal, was die Fahrer auf der Rally leisten müssen. Da bleibt wenig Zeit sich die schöne Umgebung mal anzusehen. Zum Glück sind wir nicht gezwungen 300 Kilometer pro Tag durch den Wald zu ballern, sondern können auch mal einen Stop einlegen und das ein oder andere Foto machen. Vor allem nachdem die Landschaft so viel zu bieten hat. Von Bergen über Wälder bis runter ans Meer. Und das ist schon ein sehr außergewöhnlicher Anblick, wenn man mit der Enduro aus dem Wald kommt und auf einmal den Atlantik vor sich hat. In Kombination mit der Einsamkeit, die man stundenlang im Gelände genießen kann, eine unfassbar geile Mischung. Nach diversen Ausritten im Gelände in unterschiedlichen Ländern müssen wir sagen: Portugal ist bis dato unser persönlicher Favorit.

Nach dem Ausritt an den Strand machen wir uns auf den direkten Weg zurück in die Lodge. Es wird schon dunkel und man kann das Bier schon riechen. Den Gedanken scheint jemand gehört zu haben. Kaum runter vom Bock fällt der Blick direkt auf fünf gekühlte hopfenhaltige Getränke, die schon sehnlichst darauf warten von uns vernichtet zu werden. Also mehr Service und Einfühlungsvermögen der Guides kann man doch nicht mehr erwarten – einfach traumhaft! Der gesamte Tag hat sich keine Sekunde nach einer geguideter Tour angefühlt, sondern einfach ein Tag im Unterholz mit Freunden. So, wie es sein sollte!

Nun haben wir leider nur noch einen Tag, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Bis dato stand der Trip, neben den Kilometern auf der Autobahn, unter dem Stern der Zweiräder. Nachdem wir ja prinzipiell alles lieben, was Sprit verbrennt (sorry Greta!), dürfen vier Räder nicht ganz vernachlässigt werden. Glücklicherweise befindet sich das Autódromo Internacional do Algarve nur 35 Minuten Fahrzeit entfernt. Neben der Rennstrecke und einem Offroadpark findet man hier auch eine Kartbahn. Nicht so Teile mit summendem Geräusch aus dem E-Motor eines Thermomix, sondern wie man es sich vorstellt – Benzingeruch, Sound, Emotion und Druck! Die Anfahrt ist schon fast etwas verrückt. Man fährt die letzten 15 Minuten durch das einsamste Hinterland. Mit Straßen voller Schlaglöcher und fernab der Zivilisation. Kommt man über die letzte kleine Kuppe öffnet sich die Landschaft und man fährt direkt auf ein riesiges Rennareal zu. Damit rechnet man so gar nicht.

Bei Ankunft hört man von der Renne schon den Klang der Motorräder. Nur haben wir leider keine Mopeds für die Strecke im Handgepäck und ohne Buchung bekommt man auch nicht einfach spontan Zugang. Aber das war ja auch nicht der Plan.

Nach der Anmeldung und dem Einkleiden geht es auch schon auf die Strecke. Hier zeigt sich mal wieder der Vorteil der Jahreszeit – nix los! Nach kurzem Briefing des Streckenverlaufs war es Zeit für Turn No. 1. 15 Minuten Knallgas! Ganz ehrlich – für die Unterarme reicht die Zeit am Stück auch aus. Daher erstmal eine kurze Pause in der Box. Zufälligerweise stand auf einem Teil der Strecke das Training der Profis an. Daher kamen wir in den Genuss, dass der Streckenverlauf für den zweiten Turn verändert wurde. Wir müssen sagen, großer Vorteil! Zwar war die Strecke nun knappe 500 Meter kürzer, dafür fiel die lange Zielgerade und eine weitere lange Gerade weg, auf dem die Karts eh an ihre Grenzen kamen. Somit nur noch eine Kurve nach der anderen. Sorgte zwar für mehr Belastung der Hände und Arme, aber gleichzeitig auch für noch mehr Spaß.

Als Rehabilitation half dann der Kaffee mit Blick in die Berge und auf die Rennstrecken, begleitet vom Sound der Sportwägen, die die Rennmopeds mittlerweile auf der Hauptstrecke abgelöst haben. Danach heißt es wieder ab in den Pampersbomber und zurück Richtung Praia de Monte Clérigo auf ein landestypisches Sandwich.

Am darauffolgenden Tag war es das leider schon wieder mit der kurzen Auszeit – das Büro ruft… Bedeutet, nach dem Packen und Einladen wieder 2688 Kilometer zurück in die Heimat. Zeit die Tage Revue passieren zu lassen, im Kalender nachzuschauen, wann man wieder runterfährt und sich Gedanken zu machen, ob man mal nachdenken sollte, ein zweites Büro am Atlantik zu planen. We will see!

PS: Noch einmal vielen Dank und viele Grüße an Colin und Jochen!
Stellt schon mal die Mopeten parat und das Bier kalt – wir sind bald wieder da!

 

Imagefilm | 2019

Kunde:
Eigenproduktion für Rabbit and Wolf

Aufgabenstellung:
Produktion eines Imagefilms

Unsere Leistungen:
Konzeption / Projektmanagement

 

Mit dem Moped durch den Dschungel

Kunde:
Eigenproduktion für Rabbit and Wolf und in Kooperation mit www.fundriding.de

Aufgabenstellung:
Reisebericht Kambodscha

Unsere Leistungen:
Texterstellung / Tourguide / Fundraising

 

Koh Chang, Dezember 2015:
Sebastian B. (Name von der Redaktion nicht geändert) treibt im Golf von Thailand in einem Kajak, der Blick Richtung kambodschanische Grenze. Genau zur gleichen Zeit fährt eine Truppe, bestehend aus 5 Personen, mit ihren Mopeds auf Koh Kong zu – fast in Sichtweite. Beide Parteien wissen zu dem Zeitpunkt noch nichts voneinander.

Bad Tölz, Januar 2016:
Sebastian B. vertreibt sich die Zeit zur Abwechslung mal wieder auf einem relativ bekannten Videoportal (nein, nicht das, was du jetzt denkst…). Im Fokus einmal mehr der Kanal der „Grip Bike Edition“. Fast zufällig wird auf das neueste Video geklickt. RTL2-Moderator und Motorradrennfahrer Jens Kuck erzählt die Geschichte seiner Mopedtour durch Kambodscha. Moment mal… Mopete? Dschungel? Asien? Guter Zweck?

Wieder Bad Tölz, Februar 2016:
Sebastian B. erhält eine Nachricht mit der Bitte zu einem Telefontermin. Die Mail kommt von keinem Geringeren wie Roland Debschütz, Geschäftsführer des „Kleine Hilfsaktion e.V.“, ehemaliger Motorradrennfahrer und Pilot des Benefiz-Renntaxis. Agenda des Termins ist ein Kennenlernen vor einer eher unkonventionellen Reise. Ja, du gehst recht in der Annahme: Mopete! Dschungel! Asien! Guter Zweck!

„Fundriding“? Was hat es damit auf sich?
Um es kurz zu machen – was verdammt Gutes hat es damit auf sich! Du kennst doch noch die Läufe in der Schule für den guten Zweck, oder? Falls nicht, das läuft in etwa so ab: Die Kids laufen zum Beispiel durch den Stadtpark. Das machen sie so lange, bis ihnen die Puste ausgeht, sie knallrot anlaufen oder sich das Nutella-Brot vom Frühstück den Weg zurück ans Tageslicht sucht. Für jede gelaufene Runde spenden Oma, Opa, Mama, Papa, Tante, Onkel einen gewissen Geldbetrag. Das gesamte Geld aller Spender wandert in einen Topf und geht an eine soziale Einrichtung oder an gemeinnützige Projekte.

Mit dem „Fundriding“ ist es nicht viel anders. Die Teilnehmer, zwölf an der Zahl (plus zwei deutsche und zwei kambodschanische Guides, einem Arzt und einem Vandriver), fahren mit landestypischen Scootern rund 1300 km quer durch das Land. Pro gefahrenem Kilometer hat jeder Fahrer Sponsoren im Wert von mindestens 1 € im Gepäck – und einen Rollstuhl – dazu aber später mehr. Nach dem Ende der Tour wird von jedem Teilnehmer die genaue Distanz ermittelt und mit seinen Sponsorengeldern multipliziert. Alles wandert in einen Topf. Die Gelder werden dann für soziale Projekte vor Ort eingesetzt. Von der Notfallhilfe, über Augen-OPs bis hin zum Bau von Schulen oder sanitären Anlagen. Ach, übrigens zahlt jeder Teilnehmer alle, wirklich alle Reisekosten aus eigener Tasche! Finden wir das gut? Und wie wir das gut finden!

Einen roten Kopf bekommt man bei den Temperaturen genauso wie die Kids im Stadtpark. Das mit dem Frühstück ist, wenn überhaupt, eher auf das ein oder andere Bier zu viel oder die hygienischen Zustände eines Dritte Welt Landes zurückzuführen.

Siem Reap, Dezember 2016:
So eben endete für Herrn B. die Reise seines Lebens. Er gab damals ein Versprechen: „Kambodscha – ich komme wieder!“ Aber nächstes Mal muss eine ganz besondere Person mitkommen…

Schon wieder Bad Tölz, März 2018:
Isabell B. (Name der Redaktion nicht geändert) und Sebastian B. sitzen auf ihrer Couch, nichts Böses im Sinn. Das Telefon klingelt. Eine bekannte Stimme ist zu hören. Nach 2016 ist der Kontakt zu Roland nicht abgebrochen – ganz im Gegenteil! Roland erzählt von der Tour im Februar. Man macht Witze, lacht, man hat eine gute Zeit. Dann passiert es: Sebastian B. ist einen kurzen Moment abgelenkt. Kurz darauf hört man von Frau B. nur ein: „Ja, klar sind wir dabei!“ Hä? Was? Wie? Richtig, spontan wurde in diesem Moment die Zusage für die anstehende Tour im Dezember 2018 ausgesprochen. Da war klar – diese ganz besondere Person ist dieses Mal mit an Bord – geiler Sch***!

Bangkok, November 2018:
Nur noch dreimal schlafen, und es geht mit dem Van frühmorgens an die kambodschanische Grenze. Noch etwas Zeit, um sich am Pool zu entspannen und sich von einer der aufregendsten Städte der Welt aufsaugen zu lassen. Zeit um sich gedanklich schon einmal auf eine der emotionalsten Reisen seines Lebens einzustimmen.Einen Abend vor dem Grenzübertritt treffen wir zum ersten Mal auf die Mitfahrer. Man sieht bekannte Gesichter von der ersten Tour 2016 – Freunde. Ein schönes Gefühl!Dieses Mal darf Sebastian als Tourguide die Truppe begleiten und Isabell sich, als Teilnehmerin, eines der schönsten Länder der Welt zeigen lassen.

Battambang, Dezember 2018:
Nach einer sechsstündigen Fahrt bis zur Grenze, einer Einreise zu Fuß und der Weiterfahrt von zwei Stunden sind alle gesund in Battambang angekommen. Warum fliegt man nicht einfach die eine Stunde von Bangkok nach Kambodscha? Ganz einfach: Erstens liegt die Partnerorganisation des Kleine Hilfsaktion e.V. in Banan. Der nächste Flughafen liegt nicht unbedingt um die Ecke. Und zweitens ist eine Einreise in ein Dritte Welt Land etwas, dass man auf diese Art einfach ganz anders wahrnimmt – im Positiven!

Jetzt ab in den Pool – haha, guter Witz! Wir sind nicht nur zum Vergnügen hier, sondern haben eine Mission! Daher erst einmal Gepäck ausladen, zurück ins Auto und ab nach Banan – Übergabe der Mopeten. Auf dem Rückweg ins Hotel noch kurz ein kleines Sicherheitstraining. Klar, mit kaum zu bändigenden 15 Pferdestärken kommt jeder Teilnehmer an sich schon klar. Aber die Halbautomatik und die Besonderheiten des kambodschanischen Straßenverkehrs kennt eben doch noch nicht jeder. Safety first! Aber jetzt – der Pool und das Bier ruft.

Die kommenden zwei Tage machen wir auf unseren Mopeds das Umland von Battambang unsicher. Hätten wir Lederkutten an, man könnte uns glatt für eine Motorradgang halten. Naja, dafür haben wir eben alle die gleichen Helme auf der Rübe – zählt auch. Und zwischen gefühlten drei Millionen anderen Rollern fällt man nicht mal als Fremder wirklich auf. Auf dem Plan stehen die Besichtigung verschiedener gemeinnütziger Projekte, der Besuch eines Tempels, einer Schule und der ortsansässigen Hilfsorganisation.

Der Weg führt uns weiter nach Pursat. Nach einer aufregenden Fahrt über die National Road kommen alle sicher im Hotel an. Hört sich unspannend an? Alles über 70 km/h ist hier schon schnell. Außer natürlich LKW. Die knallen gerne mit einem Abstand an einem vorbei, dass man gerade noch eine Briefmarke zwischen Lenkerende und deren Reifen durchwerfen kann. Gemischt mit hunderten von Hunden und Kühen, langsamen Mopeten und Verkaufsständen, welche zum einfacheren Shopping direkt an den Straßenrand gezimmert wurden, eine durchaus interessante Etappe.

In Pursat erwartet jeden Mitreisenden eine ganz besondere Erfahrung. Die Übergabe des Rollstuhls. Welchen Rollstuhl? Den Rollstuhl, den jeder in Deutschland auftreiben musste und ihn eigenhändig bis in das Hinterland von Kambodscha transportiert hat. So will es das „Fundriding-Gesetz“! Und man gibt den nicht einfach so irgendwo ab – nein, jeder lernt persönlich die Person kennen, welcher dieser ein neues Leben schenken wird. Wir wollen nicht zu viel verraten – aber dieser einmalige Moment bewegt sich irgendwo zwischen Lachen, Freude, Tränen, Umarmungen und noch vielem mehr. Eigentlich alles auf einmal. Man braucht lange, diese Situation einordnen zu können. Verändert so etwas eine Person? Definitiv! Und das ist auch verdammt nochmal gut so!

Wird es ab sofort weniger emotional? Oh nein! Vor der Weiterreise sind wir noch zu einem Schulfest eingeladen. Aber nicht irgendeine Schule. Sie wurde von der Kleinen Hilfsaktion gebaut und bietet nun 269 Kindern eine neue Perspektive. Klingt nicht besonders? Wenn einen über 200 Kinder mit lachenden Gesichtern und selbstgebastelten Willkommensgeschenken freudig erwarten und man erst einmal gar nicht von seiner Mopete kommt, weil jeder Schüler einen persönlich begrüßt und einen Eintrag ins Freundschaftsbuch einfordert, dann fühlt man sich gleich wie ein Prominenter. Aber das ist erst der Anfang eines großartigen Abends. Leckeres Essen, einstudierte Aufführungen, einzigartige Gespräche und eine Party, die ihresgleichen sucht. Oh ja, die kleinen Kids wissen, wie man Spaß hat. Unsere eher zurückhaltende Gesellschaft käme mit so viel Lebensfreude gar nicht klar. Ein Freudentaumel, der einen sehr, sehr lange durchs Leben begleitet!

Leider müssen wir uns am darauffolgenden Tag von Pursat verabschieden. Jetzt beginnt das „Große Kilometer-Machen“. Und auf den folgenden 1000 Kilometern werden wir so viele großartige Begegnungen haben, eine wunderschöne und atemberaubende Landschaft genießen dürfen und das Beste: Mit jedem einzelnen Meter kommt immer mehr für die Hilfe vor Ort zusammen. Wann hat man schon mal diese wirkliche Win-Win-Win-Situation? Richtig, wenn man sich einfach einmal auf etwas einlässt und seinem Herzen folgt!

Von Pursat geht es weiter Richtung Veal Veaeng. Eine Mischung aus Red Road und mittlerweile auch geteerten Straßen. Verkehr? Fehlanzeige! Einfach treiben lassen. Die Umgebung in sich aufsaugen. Auf dem Moped für sich sein. Das bis dato Erlebte verarbeiten.

Nach einer Nacht sitzen wir wieder im Sattel. Ab nach O’Soum. Du wolltest schon immer einmal wissen wo die Mad Max Filme gedreht wurden? Also von der Kulisse her, hier. Mehr Endzeit geht wohl kaum – einfach genial! Die Etappe ist fahrerisch die anspruchsvollste, aber auch schönste. Sie führt die Truppe direkt durch den Dschungel in das Kardamom-Gebirge. Davon kann man nicht genug bekommen. Außer vielleicht der Vandriver. Der hat es bei den Straßenverhältnissen leider nicht so leicht, das Ersatzmoped und das Gepäck an das Etappenziel zu bringen. Aber es gibt leider keinen anderen Weg.

Nach O’Soum führt uns die Route runter ans Meer. Genauer gesagt nach Koh Kong. Sind wir mal ehrlich – so langsam findet das Hinterteil den Ritt auch etwas strapaziös und lechzt nach einer Pause. Und wo kann man sich besser ausruhen als auf einer fast einsamen Insel. Robinson Crusoe wäre wohl ein wenig neidisch auf uns. Aber es hilft ja nichts – da müssen wir jetzt durch. Also rauf aufs Boot, Füße hoch und sich die kommenden drei Stunden die warme Brise um die Nase wehen lassen. Und nach der Ankunft? Ein verlassener Strand, ein paar Bambushütten, kein Wlan, kein Fernseher. Dafür absolute Ruhe und ein kalter Drink. Was soll man sagen – das Leben kann so schön sein!

Geweckt durch das Meeresrauschen steht uns ein Tag voller Ruhe bevor. Ein bisschen Schwimmen, Lesen, die Insel erkunden, einfach mal nichts tun. Die Knochen danken es einem.

Aber nur am Strand liegen bringt auch keine Sponsorengelder ein. Also geht es nach einer weiteren Nacht im Paradies wieder zurück an Land und ab auf den Bock. Weiter nach Kep. Eingemietet haben wir uns in den Hügeln, über dem Meer, direkt in einer Pfefferplantage. Notiz am Rande: Hier kommt der angeblich beste Pfeffer der Welt her. Wenn also jemand wieder sagt: „Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst!“ – Pack die Koffer und mach‘ dich auf den Weg. Es erwarten dich eine atemberaubende Natur, das Meer, wunderbare Menschen (Ok, die findest du im ganzen Land…), großartiges Essen und der berühmte Krabbenmarkt. Es gibt viel zu sehen.

Also am nächsten Morgen ab aufs Moped und erst einmal eine Pfefferplantage besuchen und die Vorräte für zuhause sichern. Danach Kilometer machen. Ab ans Meer und auf den Krabbenmarkt. Und weiter vorbei an alten Villen aus der Kolonialzeit. Durch kleine Dörfchen. Man kann einfach nicht genug von diesem Land bekommen!

Am nächsten Tag erwartet uns die letzte Etappe auf dem Moped. Kep – Phnom Phen. Fahrerisch nicht ganz einfach, da der Verkehr immer chaotischer wird je näher wir der Hauptstadt kommen. Spannend ist es trotzdem. Und wieder einmal jeder Kilometer voller Eindrücke.

Wir haben es geschafft! Fast 1500 Kilometer saßen wir im Sattel. Ein Trip voller Erfahrungen, Begegnungen, Emotionen. Und der absolute Wahnsinn ereilt uns kurz darauf: Wir haben einmal grob die gefahrenen Kilometer überschlagen und mit den Sponsorengeldern verrechnet – 75.000€! So muss sich Reinhold Messner nach seinem Aufstieg auf den Mount Everest gefühlt haben. Das setzt dem riesigen Eisbecher noch die dicke, fette Kirsche oben auf. L*** uns am A**** – mit so einer Summe hat keiner gerechnet – Rekord!

Mit dem Wissen im Gepäck, die Welt ein bisschen besser gemacht zu haben, macht sich die gesamte Truppe mit dem Bus einen Tag später auf den Weg nach Siem Reap. Die Tour endet hier offiziell. Leider kommen wir 2018 nicht in den Genuss den Tonle Sap mit dem Boot zu überqueren, wie es eigentlich Tradition ist. Der zu geringe Wasserstand verwehrt uns leider die fünfstündige und atemberaubende Überfahrt. Dafür überrascht uns der super nette Fahrer immer wieder mit Nahtod-Erfahrungen, dank seiner halsbrecherischen Überholmanöver. Unsere Reaktionen sorgen bei ihm für die hellste Freude und ein Lachen aus tiefsten Herzen – cooler Typ!

Für Isabell B. und Sebastian B. geht es nach einer Nacht weiter nach Bangkok. Noch zwei Tage Zeit das Erlebte zu verarbeiten und auf den Erfolg der Tour, auf der Khao San Road, anstoßen zu können.

Hier begann die Reise und hier endet sie. Zumindest für das Jahr 2018.

Denn wir haben ein Versprechen gegeben: „Kambodscha, unser Freund, wir kommen wieder!“

 

Unternehmensmagazin 2019

Kunde:
Eigenproduktion für Rabbit and Wolf

Aufgabenstellung:
Entwicklung und Umsetzung einer Broschüre

Unsere Leistungen:
Konzeption / Design / Umsetzung / Texterstellung / Fotografie / Bildbearbeitung / Projektmanagement